ROTER KNOPF

Es wäre praktisch, wenn es im Leben wirklich einen roten Knopf gäbe – man drückt ihn und alle, die stärker als eine Erkältung krank sind, verschwinden spurlos. Keine Anrufe, keine Fotos, keine plötzlichen Erinnerungen in der Playlist. Nur ein blanko Blatt und ein ruhiger Kopf. Aber die Realität hat leider keine Knöpfe: Die Erinnerung hält sich hartnäckiger, als man es gerne hätte, und das Herz ist immer noch überzeugt, dass es wählen kann.

Im Kopf läuft ein Film, in dem ein Held herausgeschnitten wurde, aber die Szene trotzdem abgespielt wird. Und mit jeder Zeile wird klarer: Vergessen wird nicht gelingen, aber man kann das Drehbuch umschreiben. Es leiser machen, die Dramatik herausnehmen, ein wenig Ironie hinzufügen. Denn wenn man darüber nachdenkt, muss nicht jede„schlechte” Szene gelöscht werden – manche sind notwendig, um endlich die nächste einspielen zu können.