BIANCA

Sie leuchtet wie ein Schaufenster in der Nacht, laut, unbeschwert, ganz aus Neon-Begeisterung. Die Welt um sie herum zieht vorbei, und sie rast mit ihren zwanzig Jahren wie auf einem Karussell ohne Bremsen: ein Schluck „Excite“, ein paar Stories, etwas Glanz und Drama und schon wieder im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Alles geht zu schnell, ist zu grell, als wäre das Leben eine endlose Party, bei der die Regeln im Rauch von E-Zigaretten verschwunden sind. In jedem ihrer Blicke spiegeln sich die katzenhafte Raubgier und die Sehnsucht nach einem Märchen, in dem alles echt ist. Aber statt eines Prinzen ein DJ, statt eines Schlosses das Badezimmer des Clubs, statt Liebe ein weiterer Filter auf Instagram. Und trotzdem gibt es in diesem Chaos eine eigene Zärtlichkeit: den Kindertraum von einem Mädchen namens Bianca, von einer Reinheit, an die man nicht mehr glaubt, die man aber selbst unter Neonlicht immer noch sucht.