Mis 36

Ehrlichkeit unter dem sanften Licht einer Nachtlampe – als würde jemand laut zu sich selbst flüstern, um endlich gehört zu werden. Die Worte klingen wie die letzten Pinselstriche eines Bildes, das aus der Gewohnheit heraus gemalt wurde, alles unter Kontrolle zu halten, aber in dem bereits die Ermüdung durch die eigenen Regeln durchscheint. Hier gibt es keinen Schrei, aber es gibt einen festen Atemzug – entweder liebe bedingungslos oder lass los, bevor es zu spät ist.

Die Musik zieht eine feine Grenze zwischen Schuld und Freiheit, wie ein Schritt auf nassem Asphalt am Ende des Sommers: ohne Eile, aber sicher. Man spürt, dass es hier nicht um Wut geht, sondern um das Ausatmen, wenn man keine Angst mehr hat, sich selbst zu wählen. Und in dieser zerbrechlichen Entschlossenheit liegt eine seltsame Schönheit – warm, ehrlich und unvermeidlich wie der Morgen nach einer schlaflosen Nacht.